Wo die Shoshonen schön wohnen

Wo die Shoshonen schön wohnen

Howdy ihr Bleichgesichter,

heute gibt es mal wieder was zu lesen.

Als wir uns das letzte mal gemeldet haben, waren wir gerade auf dem Weg Richtung Denver um mit den Amis ihren Independence Day zu feiern. Da wir dabei eh die Rocky Mountains durchqueren mussten, haben wir gleich einen Abstecher auf den Mount Evans gemacht. Den 4.348 Meter hohen Berg vor den Toren Denvers kann man ganz locker mit dem Auto erklimmen. Fast bis zum Gipfel führt nämlich die höchst gelegene Straße Nordamerikas. Nur die restlichen 100 Meter bis ganz nach oben mussten wir selbst laufen für einen 360-Grad-Blick über die Rockies. Das Beste waren aber die Schneeziegen, die so ruhig über den Parkplatz spazierten, als würden nicht gerade 50 Menschen um sie herum stehen.

Wir kamen am 03.07. in Denver an und wussten, dass auch schon am Vortag zum Independence Day kräftig was los ist in der Stadt. Die Amis feiern nämlich nicht nur einen Tag, sondern gleich das Wochenende davor auch noch mit. Am Rathaus fand ein kostenloses Konzert mit anschließendem Feuerwerk statt. Tina und ich saßen 4 Stunden auf dem Rasen und genossen die Atmosphäre. Um uns herum hunderte Amerikaner, größtenteils in ihren Nationalfarben. Die meisten waren mit der ganzen Familie da, machten Picknick oder saßen in ihren Campingstühlen. Tina hatte ihre wahre Freude beim Leutebeobachten. Zwischendurch spielte eine gute Band Stimmungslieder, verschiedene Persönlichkeiten Denvers hielten Reden und eine Armeekapelle gab ihre Märsche zum Besten. Mal abgesehen vom Fahnenmeer während der Nationalhymne war hier jedoch keiner der Musik wegen gekommen. Man merkte wie alle nur auf das Feuerwerk warteten. Die Fotografen brachten sich in Stellung und wurden nicht enttäuscht. Knapp 15 Minuten lang leuchtete der Himmel über dem Rathaus hell auf und auch das Haus selbst wurde extra angestrahlt. Wir waren begeistert! Von einem Pärchen neben uns haben wir anschließend noch den Tipp bekommen am nächsten Tag zum Baseball zu gehen. Das macht man als echter Ami schließlich an seinem Feiertag und das Feuerwerk dort soll das Beste der Stadt sein. Na gut! Wir hatten eh keinen Plan also sind wir am 04.07. erst nochmal kreuz und quer durch die wirklich schöne Stadt gelaufen und haben uns dann Karten für das Spiel am Abend gekauft. Bei Wikipedia schnell noch die Regeln verinnerlicht, einmal kurz Tabelle gecheckt (Wow die Colorado Rockies sind echt gut!) und schon waren wir bereit für das Spektakel. Zu unserer Verwunderung waren die Karten, die wir gekauft hatten, Stehplatzkarten. Wegen des Feuerwerks wurden 3.000 zusätzliche Karten verkauft und die Leute mussten eben stehen. Zum Glück fanden Tina und ich noch einen Platz mit guter Sicht direkt aufs Spielfeld. Tina war 3 Stunden lang voll dabei, auch wenn die Rockies mies waren und mit 8:1 verloren. Mich hat der Sport nicht vom Hocker gerissen, aber das Drumherum und der Blick aus dem Stadion auf die Rocky Mountains im Hintergrund war cool. Seit dem Tag hat die USA für uns einen eigenen Soundtrack…

Wir haben das Lied jetzt fast jeden Tag gehört und gröhlen immer noch mit als wären wir im Stadion. 🙂

Und jetzt zum Feuerwerk… 20 Minuten zur Musik von The Boss, Elvis, etc. …  Ohne Worte…

https://youtu.be/-p4me40dUtU

Wenn die Amis was können, dann ist es definitiv ihren Nationalfeiertag zu zelebrieren. Wir waren froh das einmal miterlebt zu haben.

Nun wollten wir aber mehr von den Rocky Mountains sehen und auch mal richtig Wandern gehen. Dafür haben wir uns 2 Nächte in Estes Park einquartiert. Direkt am Eingang des Nationalparks liegt das Örtchen perfekt für Ausflüge in den Park. Wir haben eine einsame 24km-Tageswanderung zum Lawn Lake und zurück gemacht, bei der wir duzende Murmeltiere und sogar zwei Elche aus der Nähe sehen konnten. Am nächsten Tag waren wir am Bear Lake und Emerald Lake unterwegs. Der Weg ist nicht ganz so weit und deswegen sind dort auch viel mehr Leute. Da wir den Massen etwas entgehen wollten, sind wir im Anschluss noch etwas „amerikanisch Wandern“ gefahren. Es ist wirklich unglaublich, wo die hier überall Straßen hin bauen. In fast jedem Park gibt es eine Panoramastraße mit mehreren Aussichtspunkten, dass man nur noch kurz für ein Foto aussteigen muss. So kam es dass wir auf der „Old Fall River Road“ mitten im Wald im Stau standen. Tina und ich konnten es nicht fassen. Oben angekommen wurden wir mit einem tollen Ausblick belohnt und wir konnten eine Gruppe von Hirschen beim Grasen beobachten.

Als nächstes Ziel hatten wir die Black Hills mit dem bekannten Denkmal Mount Rushmore auserkoren. Ebenso in den Black Hills findet man das Indianer-Denkmal von Crazy Horse. Die 22 Dollar für ein noch nicht fertiges Kunstwerk, das man auch ganz gut von der Straße aus sieht, waren uns aber zu teuer. Vom Mount Rushmore selbst waren wir im Gegensatz dazu sehr überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ein paar Köpfe in Stein uns so beeindrucken würden. Wir haben uns noch einen Vortrag über die Entstehungsgeschichte angehört und waren glücklich den Umweg auf uns genommen zu haben. Die Fahrtzeiten zwischen den Rockies, Mt. Rushmore und dem Yellowstone NP sind nämlich nicht zu unterschätzen. Es geht durch die schier endlosen Weiten Wyomings. Falls sich nochmal jemand in Deutschland beschwert, dass in seinem Dorf nichts los ist, der sollte einmal hier her kommen. 😉 Wir vertreiben uns die Zeit im Auto mit den Hörbüchern von Karl May bis Jussi Alder Olsen. Ein Hoch auf Spotify.

Weil wir eh vor Ort waren, sind wir auch gleich noch in den Custer State Park gefahren. Hier hatten wir nur ein Ziel: Bisons sehen! Typisch amerikanisch gab es eine Ringstraße durch den Park, die extra zur Tierbeobachtung dient. Wir waren schon über die Hälfte rum gewesen und hatten uns schon damit abgefunden heute kein Glück zu haben, da lag er plötzlich da. Ein Prachtkerl von Büffel zeigte uns sein kräftiges Hinterteil. Weiter in der Ferne konnten wir auch noch seine Herde sehen. Beim Verlassen des Parks ist sogar noch einer direkt über die Fahrbahn spaziert und hat neben der Straße gemütlich aus einer Pfütze getrunken. Mal wieder eine eindrucksvolle Tierbegegnung.

Wie ich schon erwähnt hab, sind wir anschließend zum Yellowstone NP rüber gefahren. Der älteste Nationalparks Amerikas hat es uns nochmal richtig angetan. Deswegen haben wir auch den Blog danach benannt. Der Großteil des heutigen Yellowstone war früher Stammesgebiet der Shoshonen. Man mag sich kaum vorstellen welche Idylle es gewesen sein muss, dort im Einkang mit der Natur zwischen Bisons, Grizzlys und den heißen Quellen zu leben. Leider war unsere Zeit im Park auf knapp 2 Tage begrenzt. Für diesen großen Park ist das eigentlich zu wenig. Zum Glück haben wir aber eine Nacht auf einem Zeltplatz mitten im Park bekommen. So konnten wir uns die weite Anfahrt von den umliegenden Ortschaften und deren Hotelpreise sparen. Wir hatten zwar kein Zelt, aber die Nacht im Auto hat sich gelohnt. Im Zelt hätten wir eh nicht geschlafen, denn wie es der Zufall so will, hat sich ein Bison mitten zwischen den Zelten niedergelassen. Die Bisons (mittlerweile fast 5.000 von ehemals 23 im ganzen Park) waren sowieso der Hammer. Wo ein Bison gehen und stehen will, dort tut es das auch. Da ist es ganz egal, ob es sich gerade auf oder neben der Straße befindet. Abgesehen von den unzähligen Bisons haben wir noch Hirsche, Rehe, Ziegen, Murmeltiere, Streifenhörnchen, Adler, Pelikane und einen Coyoten gesehen. Leider hat sich uns weder ein Bär, noch ein Wolf gezeigt. Doch nicht nur die Tiere machen den Park zu etwas Besonderem. Auch die Natur ist traumhaft schön. Der Yellowstone River fließt breit durch den Park und fällt kraftvoll über die Klippen des „Grand Canyon“ von Yellowstone. Auf unserer Wanderung zum Mount Washburn hat sich Tina total in die bunten Blumenwiesen verliebt. Nach dem ganzen Grün waren wir vor allem von den Geysiren und heißen Quellen am zweiten Tag sehr beeindruckt. Wir haben uns den Ausbruch des Old Faithful Geysir angeschaut und die „Midway Geysir Basin“ besucht. Die Farben, die es hier zu sehen gibt, kann man gar nicht auf einem Foto einfangen.

Unsere vorerst letzte Station in den USA sollte der Mount Rainer Nationalpark sein. Er war der insgesamt 13. Nationalpark auf unserer Reise durch Amerikas Westen. Der dortige Hauptwanderweg namens Skyline Trail war zwar wegen zu viel Schnee nicht ganz begehbar und auf dem Rest des Wegs entsprechend viel los. Nichtsdestotrotz hat sich der Halt schon allein wegen den wieder einmal blühenden Wiesen vollkommen gelohnt. Mein Blumenkind war in ihrem Element. Ich muss aber zugeben, dass auch ich hier zum Blumenfotograf geworden bin, obwohl ich gerade so eine Rose von einer Tulpe unterscheiden kann. 😀

Tinas Hassobjekt, den Ford Fiesta, sind wir in Seattle schlussendlich losgeworden. Mit dem schaltfaulen Mietwagen ist Tina trotz der vielen Meilen einfach nicht warm geworden. Dementsprechend glücklich war sie in Seattle einfach in den Bus zu steigen und nach Vancouver chaufiert zu werden. Vor 4 Tagen haben wir dort unser neues Gefährt (einen Nissan Sentra) abgeholt und unsere Rundreise durch die Nationalparks Westkanadas gestartet. Der schaltet geschmeidig und Tina fährt jetzt wieder gerne. Etwas über zwei Wochen haben wir Zeit für die großen Parks Banff, Jasper und Yoho bevor wir am 03.08. nach Toronto fliegen.

Der erste Halt am Montag  hatte aber noch nichts mit Nationalparks zutun. Hope hieß das Örtchen und es war mal wieder eine Spinnerei von mir, dass wir dort unbedingt vorbei mussten. Der Ort war vor 35 Jahren Schauplatz der Dreharbeiten zu dem Film Rambo – First Blood. Die markante Brücke über die John Rambo alias Sylvester Stallone zurück in die Stadt läuft gibt es leider nicht mehr und auch das Polizeirevier steht nicht mehr an der alten Kreuzung, aber man kann noch viele andere Szenerien besichtigen. Nicht zuletzt die Othello Tunnel außerhalb von Hope, wo einige der Waldszenen gedreht wurden. Der Kerl im Visitor Centre (mit der Statur von Stallone) hat uns sogar noch eröffnet, dass das Motel in dem wir übernachtet haben, im Film zu sehen war. Ich fand das alles so cool, dass ich mir gleich noch ein Shirt gekauft hab, bevor wir weitergezogen sind.

Seitdem haben wir noch zwei weitere Stopps gemacht. Einen Tag haben wir am Lightning Lake gefaulenzt und gestern waren wir im Revelstoke Nationalpark wandern. Das war auch schon wieder ein spezieller Tag. Wir sind extra eher aufgestanden, weil wir eventuell eine 18-Kilometer-Tour zum Jade Lake gehen wollten. Um kurz vor 7:30 Uhr standen wir zu unserem Erstaunen vor dem geschlossenen Tor des Parks. Der Park ist nachts geschlossen und wird erst um 8 Uhr geöffnet. Als wir endlich rein durften, waren wir dementsprechend die ersten oben am Startpunkt des Trails. Dort empfingen uns mehrere Schilder, die vor Grizzlys warnten und der Weg den wir gehen wollten war wegen Bäraktivitäten gesperrt . Die Rangerin vor Ort hat uns dann aufgeklärt, dass die vergangenen zwei Tage ein Grizzly in dem Gebiet gesichtet wurde. Wir sollten einfach der Straße vom Shuttlebus weiter rechts folgen und genug Lärm machen, dann gäbe es keine Bedenken. Ausgerüstet mit einer Bärenglocke und im Verbund mit einem deutschen Ehepaar aus Bremen haben wir uns also auf den Weg gemacht. Es kamen nach und nach noch mehr Leute und die anfängliche Nervosität war schnell verflogen. Wir haben natürlich keinen Bären gesehen. Vielleicht eine Spur eines Schwarzbären, aber selbst da waren wir uns nicht sicher und auch die Ranger konnten es nicht genau sagen. Dafür hatten wir eine angenehme Unterhaltung mit Pierre und Marion. Die Beiden sind etwas eher umgekehrt als wir, aber vielleicht besuchen wir sie mal im hohen Norden. Eingeladen sind wir auf jeden Fall. Wir haben unsere Wanderung noch bis zum Eva Lake weitergeführt und später noch unser „Gipfelbier“ am Miller Lake getrunken. Dort hat uns eine freundliche Kanadierin ihre Flagge für ein Foto zur Verfügung gestellt. Als wir auf dem Rückweg ein weiteres Ehepaar aus Dresden aufgegabelt hatten, landete plötzlich ein Heli in unserer Nähe. Erst hatten wir uns nichts dabei gedacht. Doch dann kam die Copilotin extra raus und zu uns rüber. Der Park wurde wegen drohender Gewitter mit der Gefahr von Waldbränden gesperrt. Na toll! So schlimm sah der Himmel noch gar nicht aus und wir wollten eigentlich noch mit dem Auto nach dem Grizzly Ausschau halten. Das war nun passé. Wir wurden sogar von den Rangern das letzte Stück zu unserem Auto gefahren, um unverzüglich den Berg zu verlassen. Mehr als ein kleines Gewitter haben wir im Endeffekt nicht abbekommen, aber Vorsicht ist ja bekanntlich besser als Nachsicht.

Heute fahren wir weiter nach Golden in die Nähe des Banff NP. Dort werden wir fast eine Woche verbringen und den Park gründlich erkunden. Drückt uns die Daumen, dass das Wetter schön mitspielt und wir vielleicht auch ein oder zwei Bären (aus sicherer Entfernung) zu sehen bekommen.

 

Wir wünschen euch allen ein schönes Wochenende,

Eure Weltenbummler

 

 

 

2 Gedanken zu „Wo die Shoshonen schön wohnen

  1. Ihr habt mir meine schlaflose Nacht verkürzt mit eurem tollen Weltenbummler Geschichten. Ganz viel Spaß und Freude euch Beiden. Hel

  2. Danke Martin,
    du weißt ich lese eure Berichte mit Begeisterung.
    Viele schöne Erlebnisse in Montreal und bayerische Busserl aus Laub. Drück euch

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