Konnichi wa aus Tokio!

Konnichi wa aus Tokio!

Konnichi wa ihr Leser,

zwar sind wir beiden samt Jetlag schon in Vancouver angekommen, aber wir wollen euch natürlich noch von unserm Aufenthalt in Tokio berichten.

Starten wir gleich mal mit einer Frage. Wann bemerkt man, dass man nach Japan reist!? Genau, wenn jeder im Flugzeug plötzlich seine eigenen Pantoffeln auspackt. Es sollte nicht der einzige Moment bleiben in dem wir beiden uns verwundert anschauten.

Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer. Vor allem wenn man beim Ticketkauf für die U-Bahn nur japanische Schriftzeichen vor sich hat! Zum Glück half da ein netter Mitarbeiter am Schalter gerne aus. Unten vor der Bahn waren wir wieder verwirrt. Wo waren denn die ganzen Japaner? Nichts zu sehen von Menschenmassen vor und in den Zügen. Je näher wir der Stadt kamen, umso voller wurde es. Um ehrlich zu sein, war aber nicht mehr los als in München auch. Angekommen im Stadtgebiet Asakusa schlenderten wir zu unserem neuen „Zuhause“. Das Khaosan Origami Tokyo ist eines der besten Hostels unserer bisherigen Reise und nur zu empfehlen für einen Besuch in Tokio. Tina war völlig begeistert von der Sauberkeit und tauschte gerne ihre Schuhe gegen die hauseigenen Pantoffel. Die Lage ist ebenfalls super. Es liegt direkt gegenüber vom sog. „Sensō-ji Tempel“. Jeden Tag genossen wir unseren Weg an der Tempelanlage vorbei zur Metro. Mittags und Nachmittags war es sehr voll. Die Leute, teilweise in farbenfrohen Kimonos, wuselten nur so durcheinander, zogen ihre Glückszahlen, ließen sich einreuchern oder waren schwer mit Selfies inklusive typischem Peacezeichen beschäftigt. Wir hatten unsern Spaß dabei diesem Treiben einfach nur zuzusehen. Früh Morgens und später am Abend, wenn die Massen verschwunden waren, entstand eine ganz andere Stimmung. Die Ruhe, die Lichter und das Rot des Tempels hinterließen einen sehr friedvollen Eindruck.

Nachdem wir am Ankunftstag nicht viel auf die Reihe gebracht haben, außer Sushi zu essen, freuten wir uns am Mittwoch mehr von Tokio entdecken zu dürfen. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, aber mit unserem durchsichtigen Regenschirm waren wir bestens gewappnet. Wir liefen vorbei am größten Fernsehturm Japans, wobei die Spitze für uns nicht zu sehen war 🙂 Entlang des Flusses durchstreiften wir den Simuda Park (bekannt für die Kirschblüte). Ohne Kirschblüte und mit Regenwetter gibt es schönere Orte in Tokio zu besichtigen. Zum Beispiel den Hamarikju Park. Wir nahmen uns ein Wassertaxi um in einem traditionellen Teehaus im Inneren des Parks eine Tasse Matcha Tee zu genießen. Der Tee war gut und auch das Am-Boden-Sitzen habe ich irgendwie hinbekommen, aber die Süßspeisen die dazu gereicht wurden, musste ich liegen lassen. Die Japaner mögen es sehr sehr süß. Der Park an sich war auch toll anzuschauen und beherbergt sogar eine über 300 Jahre alte Pinie. Unser Highlight war jedoch im Wasser zu finden. Durch den Park werden Kanäle mit Meerwasser geleitet und so sahen wir auf einer der vielen Brückchen tatsächlich Schildkröten und sogar einen Rochen mitten in der Stadt. Bevor der stärker werdende Regen uns wieder ins Hostel trieb, schlenderten wir auf unserem Rückweg noch etwas durch das Ginza-Viertel.

Für Donnerstag hatten wir eine Stadtrundfahrt mit dem Rad gebucht. Zum Glück hielt sich das Wetter an die Vorhersage und schenkte uns einen Sonnentag. Mit unserem Guide Aki und unserem einzigen Mitfahrer Alfonso (aus Malaga) fuhren wir kreuz und quer durch den westlichen Teil der Innenstadt. Wir machten mehrere Stopps, allen voran an den Hauptattraktionen Meiji Jingu Schrein und dem Königspalast. Insgesamt radelten wir knapp 24 km ab und hatten jede Menge Spaß dabei. Von Aki bekamen wir im Anschluss noch ein paar Tipps für die nächsten Tage. Unter anderem sollten wir doch einmal ein Maid-Café im Elektronikviertel Akihabara besuchen. Es sollte garantiert nichts Sexuelles dahinter stecken und einfach zum Touristenprogramm gehören. Was wir dann aber am selben Abend mit eigenen Augen in Akihabara sahen, war uns nicht wirklich geheuer. Unzählige Mädchen stehen entlang der Hauptstraße und versuchen die Passanten vor ihrem Café zu überzeugen. Ihre Outfits reichen vom kleinen Schulmädchen bis hin zur Offizierin der russischen Armee. Dabei sind mache so leicht bekleidet, dass es schwer fällt keinen sexuellen Hintergrund zu vermuten. Die ganze Szenerie war sehr bizarr und so entschieden wir uns erstmal wo anders zu essen. Wir lasen nochmals einen Bericht im Internet in dem es ebenfalls als ganz normal dargestellt wurde. Also gut. Wir entschieden uns für eines der MaiDream Cafés (immerhin die größte Maid-Café-Kette) und fuhren mit dem Aufzug in den 3. Stock eines der Hochhäuser. Oben angekommen waren wir nur noch geschockt. Wir wurden sofort an einen der 5 alten Tische gesetzt und bekamen Kätzchenohren in rosa auf den Kopf gesetzt. An den anderen Tischen saßen jeweils ein einziger „Mann“. Diese Typen waren so ekelhaft und dieses ganze „Café“ so schmuddelig, dass wir noch bevor wir was bestellten, beschlossen den Laden wieder zu verlassen. Das hatten die Kellnerinnen wohl so noch nicht erlebt und schauten völlig verwundert als wir ihnen die Ohren in die Hand drückten und wieder im Aufzug verschwanden. Zurück auf der Straße entdeckten wir sogar ein Play-Station-Spiel, dessen Ziel es ist, eine animierte Frau im Bikini an allen möglichen Stellen anzufassen. Die Einstellung der Japaner zur Sexualität liegt der unseren in etwa so fern wie ihr Geschmack für Süßspeisen.

Um die Bilder des Vorabends schnell wieder zu verdrängen, besonnen wir uns lieber wieder auf traditionellere Dinge der Japaner. Der Ueno-Park war somit das Ziel für den Freitag und schon auf dem Weg dahin ergatterten wir das nächste Kunststück für unsere Weltkarten-Wand. Für die, die es nicht wissen, wir sammeln in jedem Land ein Bild oder ähnliches für unsere Wand Zuhause. Ein älterer Herr zeichnete unsere Namen in Kanji-Schrift auf ein weißes Papier und fügte noch das Wort „Liebe“ in der Mitte hinzu. Mit dem guten Stück im Gepäck spazierten wir dann durch den großen Ueno Park, gönnten uns ein Eis zwischen den vielen Kindergartenkindern und fuhren schließlich noch Tretboot. Aber nicht irgendein Tretboot. Nein es musste schon ein rosa Schwan sein für meine Prinzessin. 🙂

Anschließend gaben wir Akihabara noch eine zweite Chance bei Tageslicht. Es waren zwar wieder viele „Maids“ auf der Straße, aber unser Ziel war diesmal die „Super Potato“. Das ist ein Laden über 5 Stockwerke voll mit Retrospielen. Es gab von Pacman bis Supermario alles und noch vieles mehr. Tina versuchte sich sogar an einem der Automaten und ich suchte nach Spieleklassikern für meinen Super Nintendo. Weil Tina aber nicht so ein Spielekind ist wie ich, mussten wir als Ausgleich natürlich noch in ein Modeshoppingviertel. Shibuya heißt eines der vielen Einkaufsviertel und nach einer Reihe an Marken, die  nicht in unserer Preisklasse liegen, konnte ich Tina dort in einem Kaufhaus nur für Frauen abgeben. Ich hatte nun 2 Stunden Zeit mir das Treiben an der berühmten Shibuya Kreuzung anzusehen. Das Besondere an dieser Kreuzung ist, dass es einen Zebrastreifen quer darüber gibt und mit jeder Ampelschaltung sich Massen an Menschen von einer Seite auf die andere durchschlagen. Gerade zu Stoßzeiten ist das ein echtes Schauspiel. Ich gönnte mir einen Caramel Latte im Starbucks und schaute mir die Sache eine ganze Zeit aus dem zweiten Stock des Cafés an. Von da oben sah es gleich noch viel cooler aus und auf einmal fuhr auch eine Gruppe von Kartfahrern vorbei, die sich im Stil von Mariokart verkleidet hatten. Das muss man mal gesehen haben. Tina kam nach erfolgreichem Shopping auch dazu und so konnte sie mal wieder ein Handstandfoto von mir machen. =)

Tinas Shoppingrausch (Zitat: „Hier gibt es so viele tolle Klamotten!“) war noch nicht vorbei, deshalb trennten sich unsere Wege am regnerischen Samstag. Sie zog es wieder nach Shibuya und ich machte mich auf zu einem Aktivmuseum über die Trickfilmserien meiner Kindheit. In der J-World Tokyo suchte ich erfolgreich nach den Dragonballs und flog sogar auf Son Gokus Wolke, ehe ich mit ihm persönlich ein Kamehameha abfeuerte. Man sollte sich das Kind im Inneren ja immer bewahren. 😀

Wiedervereint schlenderten wir noch durch die Takeshida Street. Eine Einkaufsstraße für Animefans. Wirklich sehenswert war dort aber nur des Banner über dem Eingang auf dem man sich selbst wiederfinden konnte.

Zum krönenden Abschluss unseres viel zu kurzen Japanbesuchs genossen wir am Sonntag ein tolles Mittagessen in einem traditionellen japanischen Restaurant früherer Tage. Auch wenn wir nicht immer genau wussten was wir da essen, schmeckte uns fast alles. Nebenbei bekamen wir noch eine kleine Shamisen-aufführung dargeboten. Das ist eine Art Gitarre, mit der Tina und ich sogar noch posieren durften.

Leider war auch dieses tolle Erlebnis bald vorbei und so verließen die Wohlfühloase Japan mit der Gewissheit nicht das letzte Mal hier gewesen zu sein. Das nächste mal wollen wir uns unbedingt auch das Umland und die anderen Städte anschauen, denn wir haben nur Gutes von den anderen Reisenden hier gehört. Und auch in Tokio gibt es sicher noch viel mehr zu entdecken. Allein die Veränderungen bis 2020 werden gravierend sein, denn die ganze Stadt putzt sich raus für die olympischen Sommerspiele. Überall wird gebaut und alles auf Vordermann gebracht. Selbst einige Tempelanlagen werden neu gestrichen. Wenn ihr also plant auch mal Japan zu besuchen, dann wartet noch ein bisschen. Es wird sich lohnen.

Beim Flug nach Vancouver überschritten wir die Datumsgrenze. Wir erlebten dadurch einen verlängerten Muttertag und sind nun 9 Stunden hinter euch, anstatt wie vorher 7 Stunden vor euch. Wir haben zwar gleich nach der Landung versucht mit einen Spaziergang durch die Stadt unseren Rhythmus auszustricksen, aber am Montag hat uns der Regen dann doch im Bett bleiben lassen. Jetzt sind wir schon weiter nach Victoria auf Vancouver Island gezogen. Hoffentlich hält sich das Wetter hier auch an die Vorhersage. Heute wollen wir nämlich Wale beobachten und da können wir natürlich kein Regen gebrauchen. Es kann ja nicht angehen, dass ihr besseres Wetter in Deutschland habt als wir. 😉

Esst also bitte alle fleißig auf und drückt uns die Daumen, dass wir ganz viele Riesen der Meere zu Gesicht bekommen. Ob es geklappt hat, lassen wir euch beim nächsten Mal wissen.

 

Bis bald,

Maddin and the Map

 

PS: Der Schnauzer ist weg! ^^

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.